Mehr wissen,
besser behandeln
Zwar gilt das Glioblastom bislang nicht als heilbar, doch es gibt auch gute Nachrichten. Dank fortlaufender Forschung verstehen Wissenschaftler:innen die Erkrankung immer besser. Und das hilft dabei, den Hirntumor auch immer besser zu bekämpfen.
Die Chancen, mit einem Glioblastom viele Jahre zu leben, sind im letzten Jahrzehnt deutlich gestiegen. Wobei man immer berücksichtigen muss, dass die Verläufe der Erkrankung extrem individuell sind. Viel besser geworden sind zum Beispiel die technischen Operationsmöglichkeiten und das Know-how bei der Strahlentherapie.
Die Relevanz klinischer Studien
Alle heute durchgeführten Behandlungen – Operation, Chemo- und Strahlentherapie sowie elektrische Wechselfelder – würde es nicht geben, wenn sie nicht vorab in klinischen Studien auf ihre Sicherheit, Wirkung und Verträglichkeit überprüft worden wären. Klinische Studien können Leben retten und sind daher für die Forschung und Weiterentwicklung der Medizin unerlässlich.
Früher Zugang zu neuen Therapien
Die Teilnahme an einer klinischen Studie birgt aber auch für Patient:innen große Chancen. Im Zuge einer Studie erhalten sie neue und vielversprechende Therapien, die noch nicht zugelassen sind – was in der Regel sehr viele Jahre dauern kann. Das ist besonders für die Erkrankten wichtig, bei denen die Standardtherapien nicht ausreichend anschlagen.
Studienallianz
Leider kennen viele Krebspatient:innen die Vorteile klinischer Studien und ihre Abläufe nicht. Darüber ganzheitlich aufzuklären, hat sich die Studienallianz zur Aufgabe gemacht. Auf ihrem Online-Portal informiert euch die Initiative von yeswecan!cer über alle wichtigen Punkte rund um das Thema klinische Krebsforschung: von den Chancen und Risiken über Erfahrungsberichte von Studienteilnehmenden bis hin zu Antworten von Fachleuten zu den häufigsten Fragen. Hier geht’s zur Seite der Studienallianz.
Schritt für Schritt: Meilensteine der Glioblastom-Forschung
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1930er Jahre: Erste Klassifizierung
Die Wissenschaft beginnt, Hirntumore wie das Glioblastom zu klassifizieren. Dies war der erste Schritt, um besser zu verstehen, was Glioblastome sind und wie sie sich von anderen Tumoren unterscheiden.
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1970er Jahre: Fortschritte in der Bildgebung
Die Einführung der Computertomographie (CT) und später der Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht es Mediziner:innen, Hirntumore wie das Glioblastom präziser zu erkennen und zu diagnostizieren.
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1990er Jahre: Temozolomid
Das Medikament Temozolomid wird entwickelt und erweist sich als wirksames Chemotherapeutikum
zur Behandlung von Glioblastomen. Es ist bis heute ein Standard in der Therapie. -
2005: Stupp-Protokoll
Eine Studie unter der Leitung von Dr. Roger Stupp zeigt, dass eine Kombination aus Strahlentherapie und Temozolomid das Überleben von Patient:innen mit Glioblastom verlängern kann*. Dieses Behandlungsprotokoll ist seither weltweit die häufigste Routinetherapie. *Referenz: Stupp et al., 2005 New England Journal of Medicine.
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2010er Jahre: Genomik und molekulare Forschung
Forscher:innen beginnen, die genetischen und molekularen Eigenschaften von Glioblastomen genauer zu untersuchen. Dies führt zur Entdeckung wichtiger Biomarker und genetischer Mutationen, die für die Entwicklung gezielter Therapien genutzt werden können.
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2010er Jahre: TTFields
Tumortherapiefelder, eine Methode, die elektrische Felder nutzt, um Tumorzellen zu bekämpfen, werden in die Behandlung aufgenommen.
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2015: Immuntherapie
Die Forschung zur Immuntherapie beginnt, auch für Glioblastome an Bedeutung zu gewinnen. Ansätze wie die Verwendung von sogenannten Checkpoint-Inhibitoren und personalisierten Impfstoffen werden getestet, um das Immunsystem gegen den Tumor zu aktivieren.
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2019: Kombinationschemotherapie CeTeG-Schema
Klinischen Forschern und Forscherinnen ist es in Deutschland gelungen, die erste positive randomisierte Phase III Chemotherapiestudie seit 2005 bei Patienten:innen mit neu diagnostiziertem Glioblastom durchzuführen. Bei Patienten:innen mit einem besonders Chemotherapie-empfindlichen Tumor (Nachweis einer MGMT-Promotor-Methylierung) hat der Einsatz einer Kombination der Substanzen CCNU (Lomustin) plus Temozolomid während und nach Strahlentherapie zu einer deutlichen Überlebensverlängerung geführt.
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2020er Jahre: Liquid Biopsies und personalisierte Medizin
Fortschritte in der Technik ermöglichen es, Glioblastom-Zellen über einfache Bluttests (Liquid Biopsies) zu überwachen. Dies hilft, den Krankheitsverlauf besser zu verfolgen und Therapien individuell anzupassen. Diese Fortschritte tragen dazu bei, die Überlebenschancen und die Lebensqualität von Glioblastom-Patient:innen zu verbessern.