3 Fragen an Stephie

3 Wochen nach der Hochzeit wurde bei Stephies Ehemann die Diagnose Glioblastom gestellt. Es gab keinerlei Vorzeichen, bis ihr Mann mit extremen Kopfschmerzen ins Krankenhaus gebracht wurde. Der rapide Krankheitsverlauf und der schnelle Tod ihres Mannes führten Stephie zu der Frage: „Lebe ich wirklich mein Leben?“. Nach dem Tod ihres Mannes hat sie sich zunächst fast fluchtartig ins Leben gestürzt, getrieben von der Angst, es könnte jederzeit enden. Mit der Zeit kam sie zu der Erkenntnis, dass das Leben immer für und nicht gegen einen ist und lebt nun ganz bewusst im Hier und Jetzt. Seit 2021 setzt sie sich außerdem mit yeswecan!cer für einen angst- und tabufreien Umgang mit der Krankheit Krebs ein. Sie spricht mit uns darüber, wie es ihr mit der Diagnose erging, was der Austausch mit Angehörigen bringen kann und teilt mit uns, was sie anderen Betroffenen mitgeben möchte.

Wie hast Du dich gefühlt, als Ihr von der Diagnose deines Mannes erfahren habt?

Stephie: Als die Diagnose im Dezember 2018 bei meinem Mann gestellt wurde, war das knapp drei Wochen nach unserer Hochzeit. Mir hat das buchstäblich den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich habe mich gefühlt wie in einem Vakuum und ich habe überhaupt keine Verbindung mehr zu meiner Basis gehabt. All die Sicherheit, die Selbstverständlichkeit, die Klarheit und die Pläne mit denen ich bisher durch dieses Leben gegangen war, waren wie ausgelöscht. Ich habe mir eigentlich in jedem Moment nur gewünscht, dass jemand mit einer Nadel kommt, diese Blase aufsticht in der ich mich da befunden habe und der Alptraum endet.

Hattest Du die Möglichkeit Dich mit anderen Angehörigen auszutauschen? 

Stephie: Ich hatte keinen Austausch mit anderen Angehörigen, obwohl es die Möglichkeit sicherlich gegeben hätte. Es war mir einfach nicht bewusst. Das hätte mir aber tatsächlich geholfen.  Zum einen, um alltägliche Sorgen, Nöte, Probleme zu besprechen, sich auszutauschen und sich Tipps zu holen. Aber auch, um mal über meine eigenen Ängste sprechen zu können, über die Erschöpfung die ich empfunden habe, was aber auch sehr schambehaftet war für mich, weil ich oft dachte, es ist nicht angemessen, dass ich erschöpft bin oder eigene Bedürfnisse habe, angesichts der Erkrankung meines Mannes, der Therapien und der Schmerzen die er auszuhalten hat.

Gibt es etwas, das Du anderen Angehörigen gerne mit auf den Weg geben möchtest?

Stephie: Mein Mann ist circa 6 Monate nach der Diagnose verstorben. Rückblickend kann ich Angehörigen und Betroffenen mit auf den Weg geben, dass sie all ihre Gestaltungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten nutzen die sich ihnen bieten. Sei es, dass man in der Therapie, in der Behandlung aber auch in der Tatsache, dass es immer ratsam ist Momente, in denen Dinge möglich sind, nutzt und so angesichts dieser dramatischen Erkrankung ein bisschen Selbstwirksamkeit und Selbstfürsorgemöglichkeiten für sich zurückgewinnt und nicht nur diese völlige Ohnmacht spürt.

Zum anderen empfehle ich sich ein Netzwerk aus Weggefährten zu gründen: Familien, Freunde, Ärzte, Arbeitskollegen, Arbeitsgeber und Apotheker, um nicht alleine zu sein auf diesem Weg und für den Fall der Fälle man auch einfachmal nicht großartig erklären muss, warum man gerade so handelt wie man handelt oder warum Dinge gerade wichtig sind, sondern man einfach auf Netzwerksgruppe bzw. auf eine Weggefährtengruppe zurückgreifen kann. Letztendlich ist ein ganz wichtiger Punkt bei dieser Erkrankung Akzeptanz und Annahme dessen was ist, den inneren Widerstand aufzugeben und die Kraft freizusetzen für den Weg den man vor sich hat.

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