Als Patient*in habe ich das Gefühl, dass die Ärzt*innen nicht ausreichend auf die eigenen Bedürfnisse eingegangen sind. Welche Lösungsansätze haben Sie hier? Gibt es auf Ärzte- bzw. abrechnungstechnischer Seite da positive Entwicklungen in Zukunft, sodass mehr Zeit für das Gespräch möglich ist?

Die Frage, ob wir aufgrund der geringen Vergütung der Gespräche überhaupt auf die Bedürfnisse der Patient*innen eingehen können, erreicht uns oft. Es scheint sich dabei um ein wichtiges Thema zu handeln. Tatsächlich ist die Vergütung sehr schlecht. Bei einem Nachsorgegespräche nach einer Strahlentherapie, gibt es wirklich viel zu klären: Man bespricht meist über eine Stunde den MRT-Befund und schaut, wie die Strahlentherapie angeschlagen hat. Im Gespräch geht es darum, ob gegebenenfalls eine Chemotherapie nötig ist, ob man das Konzept ändert und wie man die Begleittherapie anpasst. Ein solches Gespräch wird von den Krankenkassen mit neun bis zehn Euro vergütet. Das ist eine ganz offensichtliche Geringschätzung der Arbeitsleistung.

Wer jedoch in einem neurologischen Zentrum arbeitet oder dieses führt, weiß, dass die Vergütungsstruktur für die Gespräche schlecht ist. Es muss klar sein, dass die Vergütung auf keinen Fall im Vordergrund stehen darf. Bei einem Patientengespräch dürfen deshalb keine Abstriche gemacht werden. Das macht jedoch auch niemand.

Unsere Empfehlung: Sobald Sie sich schlecht informiert oder nach gesorgt fühlen, oder wenn der Kollege oder die Kollegin tatsächlich ein Taxameter auf den Tisch stellt, sollten Sie darüber nachzudenken, das Zentrum oder den behandelnden Arzt oder die Ärztin zu wechseln. Des Weiteren sollte dann darauf hingewiesen werden, dass man mit dieser Art von Erkrankung, gerade für Gespräche, deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen muss.

Allerdings muss hier gesagt werden, dass das Gesundheitssystem, uns, die Ärzt*innen und die Patient*innen, in dieser Situation alleine lässt. Das ist definitiv nicht im Interesse der Patient*innen. Deshalb plant das Deutsche Innovationsbündnis Krebs und Gehirn, welches auch Gemeinsam Gegen Glioblastom mitgegründet hat, Gespräche mit der Gesundheitspolitik anzustoßen.